Über Stefanie Meyer-Biss

Erfolg

…findet zum größten Teil im Kopf statt.“

Ihre fast zwanzigjährige Erfahrung mit jugendlichen Spitzenreitern, eine zweijährige Zusatzausbildung zum psychologischen Berater und natürlich eine reiterliche Karriere, die ihr das Goldene Reitabzeichen und Platzierungen vom Bundeschampionats-Titel bis hin zur silbernen Schleife im Grand Prix einbrachte, bilden einen Wissensschatz, der Stefanie Meyer-Biss zu einer der gefragtesten Ausbilderinnen im Pony-Dressursport macht. Auf dieser Website finden Sie ihre Erfolgsgeschichte und Einblicke in ihre Arbeitsweise und ihr Konzept.

Eigentlich ist es fast ein Wunder, dass Stefanie Meyer-Biss eine der gefragtesten und erfolgreichsten Ausbilder-Persönlichkeiten im internationalen Nachwuchs- Dressursport geworden ist. „Denn ich habe genau so angefangen zu reiten, wie man es nicht machen soll“, erinnert sich die 1962 geborene Berufsreiterin, „auf Ponys, ohne Anleitung und mit zahllosen Stürzen aus dem Sattel. Als ich angefangen habe, mit System zu reiten, war ich schon verhältnismäßig alt — und ich hatte immerhin gemerkt, dass mir Dressurreiten mehr liegt als Springen“, fügt sie hinzu und grinst.

Durch ihre im Einsteigersport engagierten Eltern mit dem Pferdevirus angesteckt, legte sie 1986 an der Landesreit- und Fahrschule in Wülfrath ihre Prüfung zum Reitwart ab – ein Lehrgang mit Folgen. Zum einen kaufte sie das Wülfrather Schulpferd Ramiro, einen Wallach, der das erste Pferd werden sollte, das sie selbst bis zur Schweren Klasse ausbildete. Zum anderen fiel ihr reiterliches Talent dem damaligen Schulleiter Wilfried Gehrmann ins Auge, und er legte ihr nahe, in Warendorf den Berufsreitertest abzulegen. Sie bestand 1987, und von nun an war für sie klar: „Dressurreiten ist mein Ziel.“

Mit einem Praktikum im Stall von Reitmeister Johann Hinnemann begann eine prägende Zeit. „Von ihm habe ich gelernt, welche Bedeutung das Gymnastizieren der Pferde hat und wie man in der Verbindung zwischen Reiter und Pferd zur Leichtigkeit kommt. Es hat mich von Anfang an fasziniert, wie er die Pferde in ständigem Gleichgewicht hatte, um das maximale Bewegungspotential abzufragen. Das wollte ich unbedingt lernen.“ Von Hinnemann bekam sie Dimanche zur Verfügung gestellt, mit dem sie 1990 beim Bundeschampionat ihren ersten Auftritt auf großer Bühne absolvierte und prompt den Titel bei den vierjährigen Wallachen errang. Im selben Jahr lernte sie über Tina Hinnemann den Tönisvorster Ponyzüchter Georg Bönniger kennen, den man getrost als Erfinder des Deutschen Reitponys bezeichnen kann. „Er hat mich gefragt, ob ich seine Hengste reite, und da er damals zwei vielversprechende Dreijährige im Stall stehen hatte, habe ich ja gesagt.“ Die damals Dreijährigen hießen Derano Gold und Golden Dancer; heute sind sie längst Legenden: Derano Gold vor allem als Vater von Dornik B, bis dato das erfolgreichste Dressurpony der Welt; mit Golden Dancer startete die Karriere einer der erfolgreichsten deutschen Nachwuchsamazonen der neunziger Jahre: Trainiert von ihrer Mutter Renate Dahmen erreichte Jana Kun unter anderem 1996 mit ihm alles, was im Ponysport zu erreichen ist – sie gewann das Ponyderby, den Preis der Besten, alle EM-Sichtungen und wurde schließlich Doppel-Europameisterin. Golden Dancer ist einer der großen Stempelhengste der Ponyzucht.

Doch noch einmal zurück: 1991 waren beide Hengste vier Jahre alt, und Golden Dancer wurde unter Stefanie Meyer-Biss in München Bundeschampion, während Derano Gold die Silbermedaille kassierte. „Von da an habe ich immer weitere Ponys von Bönniger vorgestellt. Dadurch hat sich ein inniger und ganz besonderer Kontakt zu Georg Bönniger entwickelt, der so weit ging, dass wir schließlich auf seinen Hof gezogen sind.“

Durch Bönniger lernte sie wiederum den niederrheinischen Trakehnerzüchter Georg Hoogen kennen, der ebenfalls eine Reiterin suchte, die seine Hengste vorstellte. Acht Jahre lang ritt Stefanie Meyer seine Hengste, errang Bundeschampionatsmedaillen in Serie und schrieb mit Enim Pascha Trakehner-Dressurgeschichte, den sie von der Bronzemedaille beim Bundeschampionat des 5jährigen Dressurpferdes bis hin zum mehrfach platzierten S-Pferd förderte.

1994 kam ihr Sohn Dominik zur Welt, der „von da an immer dabei gewesen ist. Wenn ich auf Turnieren geritten bin, hat meine Mutter ihn im Kinderwagen geschoben, und oft haben wir ihn auf Strohballen gewickelt.“ Zur Freude seiner Eltern und Großeltern hat auch Dominik, der sich eigentlich zunächst nicht fürs Reiten interessierte, mit 14 seine Leidenschaft für den Pferdesport entdeckt und 2009 mit dem vierjährigen Sandro einen idealen Sportpartner gefunden. Wenn er nicht im Sattel sitzt, begleitet Dominik seine Mutter nach wie vor oft auf Turnieren, wo er sich auch als Nachwuchstalent in der Pferdesportfotografie entpuppt hat.

1997 starb Georg Bönniger, und sein Neffe Ludwig Stassen übernahm seine Ponyzucht und rettete sie vor der Zerschlagung. Hatte sich Bönniger ganz auf die Zucht und den Verkauf konzentriert – und war es daher wichtig gewesen, dass seine Bereiterin Stefanie Meyer-Biss die Ponys erfolgreich vorstellte –, so kam jetzt erstmals der Ponysport als Schwerpunkt hinzu, und Stefanie Meyer-Biss sammelte erste Erfahrung als Trainerin jugendlicher Leistungssportler.

Erfolgversprechendster Kandidat für dieses Projekt war ein Fuchshengst namens Dornik B, der gerade seine vierte Goldmedaille beim Bundeschampionat gewonnen hatte und von Stefanie Meyer-Biss weiter für „normale“ Dressurprüfungen gefördert wurde (und mit ihr vier S-Dressuren gewann und so den Grundstein für ihr Goldenes Reitabzeichen legte). Als Reiterin fiel dem Team eine junge Amazone ins Auge, die 1997 und 1998 Rheinische Meisterin in der Pony-Vielseitigkeit war: Marion Engelen aus Kerken. Mit Marion Engelen wurden die Ponys des Gestüt Bönniger und seine Ausbilderin Stefanie Meyer-Biss eine feste Größe im deutschen Pony-Team. Mit Dornik B wurde sie 2000 und 2001 Mannschafts- und Einzeleuropameisterin; mit Pan Tau B errang sie in denselben Jahren jeweils den Titel des Bundeschampions.

Es bewährte sich das Konzept, die Mädchen neben dem Championatscrack und Lehrmeister Dornik B jeweils auch Nachwuchsponys reiten zu lassen. So errang Stephanie Jansen ihr erstes EM-Gold im Sattel von Dornik B, das zweite (sowie eine Silbermedaille beim Bundeschampionat) mit dessen Sohn Dornik Double. Anna von Negri wurde 2004 mit Dornik B Doppel-Europameisterin, 2005 mit seinem gekörten Sohn Deinhard B, der danach von Familie Rothenberger erfolgreich weiter gefördert wurde.

Dornik B erreichte seinen absoluten sportlichen Zenit unter Louisa Lüttgen, die mit ihm am Ende der Saison 2007 Wertnoten nur knapp unterhalb der 80% erritt und beim letzten gemeinsamen Auftritt auf der DJM in Steinfeld selbst eingefleischte Springreiter zu Begeisterungsstürmen hinriss. Louisa wurde 2008 auch im Juniorenlager von Stefanie Meyer-Biss weiter trainiert und heimste auch hier zwei EM-Medaillen ein – ihre Stute Dreamy „war ganz ähnlich zu händeln wie Dornik, was uns für den Übergang in den Großpferdesattel natürlich sehr entgegenkam“, so Stefanie Meyer- Biss.

Obwohl ihre Konzentration längst ganz klar dem Ponysport galt, kaufte sich Stefanie Meyer-Biss 2001 noch einmal einen dreijährigen Warmblüter. Den Lancer-II-Sohn Lanciero bildete sie zu Hause bis zur Schweren Klasse aus. 2006 errangen die beiden in einer Saison sieben S-Siege, darunter im Finale des Steifensand-Cups – zusammen mit den vier S-Siegen, die Dornik B unter seiner Ausbilderin bereits vorgelegt hatte, bedeutete dies das Goldene Reitabzeichen. Auf der Equitana 2007 wurden die beiden umjubelte Zweite bei einer St.-Georg-Kür für Hengste. Ein Trainingsaufenthalt bei Jean Bemelmans brachte im selben Jahr nicht nur wertvolle Impulse für die eigene Reiterei und Trainertätigkeit, sondern Bemelmans fand auch eine Käuferin für Lanciero. Vor dem Wechsel bescherte Lanciero seiner Ausbilderin allerdings noch eine ganz besondere Premiere: Zum ersten Mal überhaupt bestritt sie mit mit ihm einen Grand Prix und belegte auf Anhieb Platz zwei – ein Erfolg, den die beiden auch bei ihrem zweiten und letzten gemeinsamen Grand-Prix-Start wiederholen sollten.

2006 trennte sich Stefanie Meyer-Biss nach 16 Jahren vom Gestüt Bönniger und trainiert seitdem eine hoch erfolgreiche Truppe junger Talente, die im Pony- und Juniorenlager nach wie vor fleißig Medaillen sammelt.